Der kratzt sich – der hat Flöhe!

Im Sprich Hund Check! nehmen Hundeunternehmer:innen regelmäßig Mythen unter die Lupe! Im heutigen Check geht es ums Kratzen. Tamara Jochim von der Hundeschule Alternatives Hundetraining hat die Sache auf den Punkt gebracht!

Juckt’s?

Falsch: Mein Hund kratzt sich – er hat Flöhe.
Richtig: Das kann verschiedene Ursachen haben.

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass sich dein Hund in bestimmten Situationen plötzlich kratzt? Hat er auf ein Kommando auch schon mit „spontanem Juckreiz“ reagiert? Hast du dich dann gefragt, ob dein Hund plötzlich von Parasiten geplagt wird? Keine Angst – das Kratzen des Hundes muss kein Hinweis auf Flöhe sein. Es kann verschiedene Ursachen haben.

Das Kratzen beim Hund kann eine sogenannte Konfliktreaktion sein. Konflikte gehören beim Hund genauso zum Leben wie bei uns Menschen und sind – wenn sie vereinzelt auftreten – nicht weiter besorgniserregend. Ein Hund befindet sich zum Beispiel in einem Konflikt, wenn er sich einer bestimmten Situation nicht ganz gewachsen fühlt oder etwas «Neues» ihn in eine leichte Alarmbereitschaft versetzt. Eine besondere Konfliktreaktion ist die sogenannte Übersprunghandlung, vergleichbar mit dem am Kopf kratzen von uns Menschen, wenn wir vor einer schwierigen Aufgabe stehen oder verlegen sind. Sie tritt dann auf, wenn der Hund ein bestimmtes Verhalten ausführen will, dies aber nicht kann oder darf. Das Kratzen kann dem Hund in Konfliktsituationen Zeit verschaffen und helfen, den inneren Konflikt zu lösen und sich neu zu ordnen. Wenn du bei deinem Hund häufig Konfliktreaktionen beobachtest, solltest du ihm helfen und die entsprechenden Situationen anders gestalten.

Kratzen kann dem Hund auch dazu dienen, Stress abzubauen. Die Stressoren können hier sowohl positiv (z.B. Aufregung vor dem Spaziergang) als auch negativ (z.B. Schmerzen, Bedrohung) sein oder von außen nicht beeinflussbar (z.B. Hormonschübe). Wenn sich dein Hund ab und zu kratzt, ist das kein Grund zur Sorge. Häufiges Kratzen kann jedoch ein Hinweis darauf sein, dass sich der Hund unwohl fühlt (psychisch und/oder physisch). Dann sollte einer möglichen Ursache auf den Grund gegangen werden.

Häufiges Kratzen kann ein Hinweis auf Krankheiten, wie z.B. eine Allergie, sein. Natürlich kann es aber auch ein Hinweis auf die oben erwähnten Flöhe sein – oder es kann einfach mal bedeuten, dass es den Hund jetzt halt an dieser Stelle juckt.

Wie immer lohnt es sich also, unsere Hunde gut zu beobachten und genau hinzusehen. Allfällige Stressoren können so rechtzeitig vermindert werden.

Autorin: Tamara Jochim von der Hundeschule Alternatives Hundetraining

Weiterführende Infos zum Kratzen:
Stressanzeichen Sprich Hund
Übersprungsverhalten Sprich Hund
Heuschnupfen
Futterallergie